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(Nach-)Folgen? - Fachtag evangelische und katholische Religion

Nachfolge – was bedeutet das eigentlich? Schlägt man den Begriff „Nachfolge Christi“ im Lexikon für Theologie und Kirche (LThK) nach, so liest man dort: 

„Als normativer Lebensentwurf ist N[achfolge] Ch[risti] der Inbegriff christlich-authent[ischer] Lebensführung sowie der Schlüssel z[um] Geheimnis v[on] Person und Wirken Jesu Christi.“ 

Na gut, wenn es sonst nichts ist! Der Anspruch der Nachfolge scheint also nicht klein zu sein. Von einem „normativen Lebensentwurf“ ist hier die Rede. Dies klingt zunächst sehr statisch – eher erdrückend als ermutigend. Blättert man im LThK jedoch weiter, fällt auf, dass der Eintrag zur „Nachfolge Christi“ zwischen den Einträgen „Nachbarschaftshilfe“ und „Nachhaltige Entwicklung“ steht. Trifft nicht vielleicht genau das eher den Kern? Was bedeutet der christliche Nachfolgeauftrag konkret und welche Möglichkeiten gibt es, diesem vermeintlich erdrückenden Anspruch lebenspraktischen Raum zu geben? Diesen Fragen konnten die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs Q3 am 29. September bei einem Fachtag der Fachschaften katholische und evangelische Religion unter dem Motto „(Nach-)Folgen?“ nachgehen.

Der Tag begann mit einem Podiumsgespräch. Drei geistliche berichteten den Schülerinnen und Schülern von Ihrem Werdegang und beantworteten Fragen zu ihrem Verständnis von Nachfolge. So berichtete Schwester Mrija Hope, wie sie der Ruf ereilte, als sie als eines von sechs Kindern einer aus Albanien emigrierten Familie in einer sozial schwachen Gegend von Detroit aufwuchs. Kaplan Levi Hinglo, der derzeit im Bistum Mainz in einem Pfarrverbund wirkt, berichtete davon, wie er sich in seiner Heimat, dem Benin, dazu entschloss, Priester. Pfarrer David Schultz von der Freien evangelischen Gemeinde Frankfurt berichtete über seine Entscheidung im Jugendalter, sein Leben nicht nur für sich, sondern auch in den Dienst anderer stellen zu wollen.

Im Anschluss an das Gespräch teilten sich die Schülerinnen und Schüler auf sechs thematische Workshops auf. Die Referentinnen und Referenten stammten aus den Bereichen der Hospizarbeit, der Notfallseelsorge, der Bekämpfung von Wohnungslosigkeit und Armutsprostitution, der Arbeit einer Mutter-Kind-Wohngruppe und der Diskussion um die Rolle der Frau in der katholischen Kirche.

Da alle Referentinnen und Referenten selbst praktisch in die von ihnen vorgestellten Bereiche involviert sind, eröffneten sie tiefe und authentische Einblicke in ihre Arbeit, was auf vielfältige Weise zum Nachdenken anregte. In einer abschließenden Vorstellungsrunde präsentierten die Schülerinnen und Schüler die Inhalte der von ihnen besuchten Workshops im Plenum.

Schließlich konnten Schülerinnen und Schüler – aber auch Lehrerinnen und Lehrer – mitnehmen, dass Nachfolge mehr als ein statischer, normativer Anspruch ist. Es sind viele kleine und weniger kleine ermutigende Aufgaben und Tätigkeiten. Ob Geistliche/r oder nicht, ob haupt- oder ehrenamtlich, ob alt oder jung: Nachfolge hat viele Formen, Facetten und Gesichter. Einige davon haben wir an unserem Fachtag kennenlernen dürfen. Für die zahlreichen Impulse, die alle Beteiligten gedanklich weit über den Fachtag hinaus begleiteten, möchten wir uns auch an dieser Stelle ganz herzlich bedanken!

(Astrid Garthe, Hanna Hoffmann, Manuel Dittrich)